Mittwoch, 15. August 2007

Ein Wolf im Schafspelz

Verhafteter Pater Don hat eine Spur des Leids hinter sich gezogen
Von Angelo Vergeer

Das neunte der zehn Gebote lautet: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten" und das tat Pater Don - der Dienstag an die deutschen Behörden unter dem Verdacht des Betrugs und der Verdunkelung ausgeliefert wurde – auch nicht. Pater Don (46) hat immer nur die halbe Wahrheit gesagt. Das führte gelegentlich zu etwas Verwirrung, entschuldigen ihn seine Freunde. Aber ach, der Zweck heiligt die Mittel, er meinte es gut. Das war die reinste Täuschung, verurteilen ihn seine Feinde. Pater Don konnte man, im Nachhinein betrachtet, nie vertrauen, ein Wolf im Schafspelz. Aber ach, da war alles Leid schon geschehen.
Was Pater Don („der dicke deutsche Priester") auch für ein Mann sein mag, eines steht fest: Er hat eine Spur des Leids hinter sich hergezogen, er hat Geld aus den Taschen der Menschen gebettelt, er hat mehr Stiftungen verwaltet als man es von einem „armen Straßenpriester" erwarten darf, hatte auch mehrere Namen, mehrere Adressen und darüber hinaus erlaubte er sich Vielen zufolge einen Scherz mit dem zehnten Gebot: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Frau, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat". Denn der Pater war sehr erpicht auf etwas, das von seinem Nächsten war: Geld. Aus seinem eigenen Mund: „Nichts ist so schlimm als um dich herum Luxus zu sehen und selbst nichts davon mitnehmen zu können."
Amsterdam und später Lelystad waren die zwei niederländischen Städte, in denen der Priester die zwei vergangenen Jahre arbeitete. Nach eigenen Angaben extra aus Deutschland gekommen, um den Römisch-Katholischen in den Niederlanden den einzigen wahren Glauben vorzuhalten, aber „Knall auf Fall befallen" wurde von den Straßenkindern, Ausreißern, die ihr Heil in der Homoprostitution suchten. „Als ich am Hauptbahnhof in Amsterdam ankam und von den bettelnden Kindern angesprochen wurde, fand ich, dass ich etwas tun müsste", sagte er letztes Jahr. „Der Bahnhof ist meine Kathedrale geworden".
Es entstand sofort eine Stiftung „Haus für Straßenkinder", und der Pater wurde ein beispielloser Bettelmönch, der schreibend und redend Geld für die Errichtung eines Zuhauses warb; ein Zuhause für die Ausreißer. „Bitte, helfen Sie diesem Pater! Auch Straßenkinder sind Kinder Gottes. Speziell für die Aktion von Pater Don wurde eine Münze geprägt, der Christustaler. Bestellen Sie ihn noch heute für 25,- hfl (inklusive Halskette 75,- hfl). Denn immer mehr Jugendliche werden von Scharlatanen missbraucht", wobei Pater Don auf das verwies, was er als „Wohlstandsmafia" bezeichnete, die viel über Fürsorge sprach, aber nichts tat. Pater Don D. würde irgendwie für ein „Zuhause" sorgen.
Dieses „Zuhause", obwohl bereits zwei Jahre zugesichert, dass es „jetzt wirklich im Kommen begriffen ist", entstand nie. Wegen Geldmangel, sagte der Pater am Montag noch aus seiner Zelle in der Haftanstalt in Assen. Vorher war er in seinem Wohnort in Lelystad im Auftrag der deutschen Justiz, die noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen hat, verhaftet worden. „Eine alte Sache", lachte Pater Don die Anklagen weg. „Ich hatte in Deutschland eine Gaststätte und die ist in Konkurs gegangen. Darauf hacken sie immer noch herum. In ein paar Tagen bin ich wieder zurück."
Ein Priester, der eine Gaststätte hatte? „Ich kann mich darüber jetzt nicht weiter auslassen, aber mr. Doedens <<mr. = Abkürzung von meester, entspricht einem Volljuristen>> ist mein Anwalt, er regelt das schon. Mr. Doedens, national bekannt wegen großer krimineller Sachen, wartet jedoch noch auf die Akten aus Deutschland. Im Voraus möchte er loswerden: „Ich habe verstanden, dass mein Klient hunderttausende von Gulden an Sozialversicherungen unterschlagen haben soll, aber das liegt daran, wie man so etwas berechnet. Ich arbeite in dieser Angelegenheit mit einem deutschen Anwalt zusammen und ihm zufolge wird der Betrag sehr viel geringer ausfallen."
Das achte Gebot: „Du sollst nicht stehlen." Wie kann sich ein katholischer Priester auf die schiefe Bahn begeben? lautet die Frage, die von der niederländischen römisch-katholischen Bischofskonferenz gestellt wurde. Pater E. Gemmeke, stellvertretender Sekretär, verschafft Klarheit: „Er nennt sich Pater, aber das war es auch schon. Denn er gehört nicht zur römisch-katholischen Kirche. Er spielte schon darauf an, um so Geld einzusammeln. Alles was wir jedoch tun konnten, war eine Warnung herauszugeben."
Außer einer Warnung gab es auch eine Untersuchung über den Handel und Wandel von Pater Don, und zwar auf die Bitte des deutschen Bistums Münster, wo die Kriminalpolizei Erkundigungen einzog. Pater Don soll behauptet haben, dass er in Amsterdam zum Priester geweiht wurde, stimmte das? Aber in den Niederlanden konnte man nur berichten, dass Pater Don zurzeit mit dem Bischof in Breda, J. Greveling, von der unabhängigen katholischen Kirche, einer Kirche kanadischen Ursprungs, zusammenarbeitete.
Bischof Greveling will nichts mehr mit Pater Don zu tun haben. Er sagt: „Wir haben mit diesem Mann so viel Elend durchgemacht, dem Mann ist nicht zu trauen."

Priester
Seine Geschichte: „Er kam Weihnachten 1987 mit der Frage, ob er bei uns Priester sein könnte. Nach seinen eigenen Aussagen war er aus einem deutschen Kloster ausgetreten, da ihm die römische Lehre widerstrebte. Weihepapiere konnte er allerdings nicht vorlegen. Ich rief das Kloster damals an, aber dort hatten sie noch nie von ihm gehört. Nichtsdestotrotz ernannte die Synode ihn mit einer Gegenstimme, nämlich meiner, zum Priester und gab ihm 1988 die Genehmigung, sich mit Straßenkindern zu beschäftigen. Kurz darauf begann er, sich von der Struktur unserer Kirche zu distanzieren, hielt Termine nicht mehr ein, spielte Menschen aus, manipulierte und fing dermaßen Streit an, dass ich selbst schließlich beschlossen habe, die Kirche zu verlassen. Körperlich, ich sitze im Rollstuhl, habe ich es nicht mehr ausgehalten."
Anschließend: „Nicht viel später wurde ich von der Polizei von Breda um Informationen gebeten. Pater Don schien in Deutschland wegen Betrugs im Zusammenhang mit Stiftungsgeldern gesucht zu werden. Er soll Geld aus Stiftungen zum eigenen Vorteil verwendet haben und war bei der deutschen Justiz als „Kaufmann" und unter den Namen Udo Ehrlenbach und Pater Anton Aabenberg eingetragen. Ich war erschüttert, das hatte ich nie erwartet. Ich hatte mich schon oft über die Tatsache geärgert, dass er sich als einen „einfachen Pater" bezeichnete. Das war er in meinen Augen nicht.
Bischof J. van der Bosch sagt: Wir haben Pater Don gebeten, wegzugehen, denn sein deutscher Hintergrund bewirkte mehr Schlechtes als Gutes. Wie soll ich es ausdrücken: Pater Don war sehr eifrig, aber er bekam nicht genug. Er versuchte auf unkorrekte Weise Geld zu beschaffen, er tischte immer etwas anderes auf als das, um was es in Wirklichkeit ging. Das verursachte einen schlechten Ruf für unsere Kirche, was nicht ihr Sinn sein darf."
In den Niederlanden gründete Pater Don die folgenden Stiftungen: Stiftung „Haus für Straßenkinder", Stiftung „Unabhängige Katholische Kirche", Stiftung „Pater Don, Zuhause für Straßenkinder" und die Stiftung „Katholisches Oratorium H. Pius V". Diese waren bei der Handelskammer ordnungsgemäß registriert, aber Geschäftsberichte (insbesondere mit den Finanzteilen) wurden nicht übergeben. Auch diese wurden immer „jetzt aber wirklich geliefert".
Es entstand kein „Zuhause", aber sehr wohl eine Kapelle für 61.000,– hfl, die in der Garage von Pater Dons Eigenheim in Lelystad, seiner jüngsten Adresse, gebaut wurde.
Frau Maaike Galama, Sekretärin sowohl von der Stiftung „Zuhause für Straßenkinder" als auch vom „Katholischen Oratorium H. Pius V." will keine Auskunft geben. Fassungslos meint sie: „Ich arbeite hier erst seit ein paar Monaten, ich weiß von nichts. Unsere Stiftungsarbeit wird jetzt zu Unrecht in Misskredit gebracht."
Wo all das zusammengebettelte Geld jetzt ist, kann sie nicht sagen. Pater Don hat die Buchhaltung erledigt. „Aber ich bin von Pater Dons Integrität vollkommen ¸berzeugt", ruft sie noch. Ende des Gesprächs. Denn das elfte Gebot lautet: Lass dich nicht beschwindeln ...
Übersetzung aus: De Telegraaf, Amsterdam, 11. August 1990